Drei Jahre wurde auf diesen Moment hin gearbeitet – jetzt ist es soweit: Der Lattich-Bau und damit die Vision, einen Ort für die Kreativwirtschaft zu schaffen, wird sichtbar. Die ersten von Blumer-Lehmann angefertigten Holzmodule mit ihrer Schaltafel-gelben Fassade wurden am 4. Februar 2019 auf dem Güterbahnhofareal in St.Gallen angeliefert.
(Text: BL/Fotos: Marcello Engi)
„Dass wir heute planmässig die ersten Module auf die Brache setzen können, freut mich sehr. Ein Gebäude zu planen, produzieren und montieren, und damit aktiv die Kreativwirtschaft in der Region zu unterstützen, ist eine schöne Aufgabe“, so Richard Jussel, Geschäftsführer Blumer-Lehmann AG und Vertreter der Trägerschaft. Am 1. April 2019 werden die 45 Werkstätten, Ateliers und Büros einzugsbereit sein.
Um diesen Moment und die geleistete Vorarbeit gebührend zu würdigen, wurden Medienschaffende und interessierte Gäste mit Kurzreferaten zu Lattich und dem Holzmodulbau informiert. Rolf Geiger (Geschäftsleiter REGIO Appenzell AR-St.Gallen-Bodensee), Gabriela Falkner (Co-Präsidentin Verein «Lattich») und Richard Jussel (Geschäftsführer Blumer-Lehmann AG) sprachen über die Vision, die Vorgeschichte sowie über den Modulbau. Marc Mächler, Regierungsrat und Vorsteher des Baudepartementes des Kantons St.Gallen, bildete den Abschluss der Kurzreferate.
Durch die Vergabe des Baurechts auf zehn Jahre ist der Kanton Ermöglicher dieses Projekts. So kann die ehemalige Brache am Güterbahnhof bis zur Realisierung des neuen Autobahnanschlusses von der Kreativwirtschaft belebt und genutzt werden. Hauptakteur des Anlasses waren aber die ersten „fliegenden“ Holzmodule, die punktgenau an den Laubengang angedockt wurden. In den nächsten Tagen werden alle Holzmodule gestellt werden. Läuft alles nach Plan, werden am 1. April 2019 die 45 Werkstätten, Ateliers und Büros einzugsbereit sein.
Gefragt und gut durchmischt
Die Mieterakquisition ist gut angelaufen. Nur wenige Module sind noch nicht vermietet oder reserviert. „Wir sind positiv überrascht über die grosse Nachfrage. Und auch was die Zusammensetzung der künftigen Mieterinnen und Mieter betrifft, haben wir eine spannende Mischung zusammen“, freut sich Richard Jussel, Geschäftsführer der Blumer-Lehmann AG und Vertreter der Trägerschaft. Durch ihre kleinteilige Fläche bieten die Module erschwinglichen Arbeitsraum für Kleinunternehmen, die sich keine grossen Büroräume leisten können oder wollen. Gabriela Falkner, Co-Präsidentin Verein «Lattich», ergänzt: „Es ist eindrücklich, was sich in den letzten drei Jahren alles auf dem Arealentwickelt hat. Eine Zwischennutzung anzugehen und mit weiteren Pionierinnen und Machern vor Ort zu experimentieren, auszuprobieren und zu prägen, macht enorm Freude. Umso mehr, wenn der Lattich jetzt mit den Holzmodulen in die Höhe wächst und das temporäre Lattich-Quartier ein gutes Beispiel für eine Bottom-up Arealentwicklung ist.“
Im April wird im Erdgeschoss des Lattich-Baus auch ein Gastronomiebetrieb einziehen und das Leben und die Kultur im Lattich – gemeinsam mit den Mietenden – massgeblich prägen. Gespräche dazu laufen.
Schaltafel-gelb und mobil
Die Holzmodule wurden bei Blumer-Lehmann AG vorproduziert und sind so konstruiert, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt an einen neuen Ort transportiert werden können. „Dies ist vor allem hinsichtlich der beschränkten Nutzungsdauer des Areals ideal.“ führt Richard Jussel aus und ergänzt: „Unsere Holzmodulbauten zeichnen sich durch eine gelungene Architektur und den Einsatz hochwertiger Materialien aus.“ Für Konzeption und Architektur verantwortlich ist Pascal Angehrn vom Baubüro in situ AG. Optisch sticht besonders die Fassadengestaltung ins Auge. Sie besteht aus Schaltafeln und wurde von Marcus Gossolt, Co-Präsident Verein «Lattich» entworfen: „Die Fassade sollte keine dekorative Zusatzhülle sein. Sie sollte auf den ersten Blick klar signalisieren, dass sie temporär ist. Und dennoch: einzigartig und überraschend. Deshalb nutzen wir das profane Material von Schaltafeln, wie sie auch für Betonbauten als temporär formgebende Gusshülle genutzt werden.“ Die gelben Module werden nun für die kommenden zehn Jahre den Lattich prägen.
„Wir begrüssen es sehr, dass hier temporär Innovatives geschaffen und Neues ausprobiert werden kann“, so Regierungsrat und Baudepartementsvorsteher Marc Mächler. Rolf Geiger führt weiter aus: „Und wir wollen den Kreativen in der Region einen attraktiven Wirkungsort bieten. Brain Gain statt Brain Drain ist die Devise“, so Rolf Geiger, Geschäftsleiter REGIO.
Interessenten für die letzten freien Module können sich unter info@lattich.ch oder 077 496 54 61 melden. WeitereInformationen dazu finden sich hier: https://lattich.ch/category/lattich-bau/
Über Lattich
Das Areal beim Güterbahnhof ist eines der letzten grösseren Entwicklungsgebiete in der Stadt St.Gallen. Planungsarbeiten für ein Verkehrsprojekt führen dazu, dass die nächsten rund 10 Jahre nichts Dauerhaftes realisiert werden kann. Die REGIO Appenzell AR-St.Gallen-Bodensee hat dies als idealen Zeitpunkt für eine Zwischennutzung erkannt und zusammen mit Gabriela Falkner und Marcus Gossolt als Konsortium das Projekt Lattich initiiert. Mit der Vision: einen sichtbaren Brennpunkt für die Kreativwirtschaft zu schaffen.
Unterstützt durch die St.Galler Kantonalbank im Rahmen ihres Jubiläumswettbewerbs konnte die Zwischennutzung rasch beginnen. Der Verein Lattich wurde gegründet. Mit der Bespielung der leer gewordenen SBB-Halle und der Gestaltung und Belebung der Aussenfläche während den Sommermonaten 2016, 2017 und 2018 bot sich die Möglichkeit, erste Impulse zu setzen und das Quartier zu beleben. Nun ist es soweit: Der Lattich-Bau und damit die Vision werden realisiert. Bis April 2019 entsteht ein Bau mit 45 Holzmodulen als Arbeitsraum für Kleinunternehmen aus der Kreativwirtschaft; zum Beispiel aus den Bereichen Handwerk, Design, Kommunikation oder Architektur. Im Unterschied zu vielen herkömmlichen Büro- und Gewerberäumen sollen im Lattich-Bau vor allem kleinteilige und dadurch erschwingliche Flächen entstehen. Träger und damit Investoren des Lattichs sind Christoph Tobler und Claudia Züger Tobler, Stutz AG, Hälg & Co. AG, equimo AG sowie die Blumer Lehmann AG.