SANIERUNG SCHLOSS ZUCKENRIET FÜHRT ZUR GRÜNDUNG VON CASTELLANUM

Die seit sieben Jahren andauernde Sanierung des über 545-jährigen  Schlosses Zuckenriet gab den Anstoss zur Gründung eines neuen Unternehmens, das sich ausschliesslich mit umfassenden Renovationen von antiken Bauten befasst. Die Denkmalpflege St.Gallen begrüsst das Vorhaben von Castellanum.


(Ernst Inauen)
Gegenwärtig laufen die Sanierungsarbeiten beim Schloss Zuckenriet auf Sparflamme. Das hat seinen Grund im Zusammenhang mit der kürzlichen Gründung der Firma Castellanum GmbH, Zuzwil durch die Schlossbesitzerfamilie Hiltebrand. Zusammen mit dem Toggenburger Projekt- und Bauleiter Martin Häberli von der Firma Hausschmied und den bisher bei der Schlossrenovation beteiligten Fachleuten tritt Castellanum als Generalunternehmen für Sanierungen historischer Bauten auf. Dies im Sinne der mittelalterlichen Bauhütten, welche in kirchlichen Bauten eingerichtet wurden und jahrelange Sanierungsarbeiten ausführten. Die Idee zur Gründung kam auch von Seiten der Denkmalpflege St.Gallen, wie Kunsthistoriker Dr. Moritz Flury bestätigte. Er bezeugt nach der jahrelangen guten Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft seine Achtung für die Bestrebungen zum Erhalt historischer Bausubstanz, wie er im Gespräch mit dem Journalisten bestätigte. Im Bewusstsein, dass nun im Schloss Räumlichkeiten und Einrichtungen nachgebaut worden seien, die mit Sicherheit in Zuckenriet ursprünglich nicht vorhanden waren, habe es schon einige Diskussionen gegeben. „Für die Denkmalpflege ist dies ein Sonderfall. Der grosse Umfang, die Anwendung alter Technik und die hervorragende Arbeit der beteiligten Handwerker sind für die Kultur und für die Gemeinde Niederhelfenschwil ein bedeutender Gewinn“, sagte Moritz Flury. „Wir sehen Castellanum gerne auch andernorts wieder im Einsatz und wünschen ihr viel Erfolg“.

Der historische Landsitz „Vogelsang“ in Lichtensteig wird durch Castellanum komplett saniert.

Neue Aufgabe im Toggenburg

Der seit seiner Jugend an historischen Bauten und deren Geschichte interessierten Schlossbesitzer sind wie auch Martin Häberli Mitglied des Vereins Domus Antiqua Helvetica, der die Erhaltung schützenswerter Bauten fördert. Die Sektion Säntis umfasst die Kantone St.Gallen, Thurgau und die beiden Appenzell. Als Eigentümer von schützenswerten Wohnbauten suchen die Mitglieder die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege. Die Kontakte zum Präsidenten der Sektion Säntis, Paul Koller führten die neue Firma Castellanum zu dem Auftrag, den historischen Landsitz „Vogelsang“ an der Krinauerstrasse gegenüber dem Städtchen Lichtensteig umfassend zu renovieren. Der ehemalige Vogteisitz der Grafen von Toggenburg wurde 1612 von der Reding-Stiftung anstelle eines Vorgängerbaus erstellt. Im 20. Jahrhundert renovierte die damalige Besitzerfamilie Stiefel aus Wil das Gebäude und verkaufte es vor einigen Jahren an den Bütschwiler Paul Koller. Ähnlich wie beim Schloss Zuckenriet führten die Analysen zur Erkenntnis, dass beim Gebäude erhebliche Mängel eine umfassende Renovation erfordert. Bei der letzten Sanierung wurde gemäss Projektleiter Martin Häberli falsches Material eingesetzt, das mehr geschadet als genützt habe. So seien durch aufsteigende Feuchtigkeit sowohl das Mauerwerk wie auch die Holzkonstruktion zu Schaden gekommen. Das in der Ostschweiz einzigartige Unternehmen Castellanum setzt nun seine grosse Erfahrung aus der Zuckenrieter Sanierung auch im Toggenburg um und wird in den nächsten Monaten den wertvollen Landsitz in den ursprünglichen Zustand umbauen.

„Gut Ding will Weile haben“

Durch den neuen Auftrag in Wattwil wird die Arbeit in Zuckenriet nur in reduziertem Umfang weiter laufen. Dem Schlossbesitzer eilt es nach eigener Aussage nicht, bewohnt er doch mit seiner Familie eine andere Liegenschaft in Zuckenriet. Bei einer persönlichen Führung machte er auf einige bemerkenswerte Besonderheiten aufmerksam. Die Schlosskapelle sei erst zwei Jahre nach dem Bezug des Schlosses 1476 angebaut und im 19. Jahrhundert erneut kirchlich den vierzehn Nothelfern geweiht worden. Erst im 20. Jahrhundert konnte die katholische Kirchgemeinde Niederhelfenschwil in der Kapelle einmal jährlich einen Gottesdienst feiern. Aber auch dieser Brauch dauerte nicht lange. Nun ist der Schlossbesitzer aber bestrebt, die Schlosskapelle wieder in einen gotischen Zustand zurück zu bringen. „Bei der Restaurierung entdeckten wir unter dem Verputz der Wände Rötelzeichnungen, so zum Beispiel einen Gesslerhut oder Kreuze. Bemerkenswert sind auch die gotischen Fenster und die mit gemalten Blumenmotiven versehene Holzdecke“, bemerkte er. Dass die vorher vernachlässigte Schlosskapelle in den ursprünglichen Stil perfekt nachgebaut wird, findet auch Moritz Flury von der Denkmalpfleger in Ordnung und begrüssenswert.


Aktuelle Impressionen Schloss Zuckenriet

Die Gesamtsanierung des Schloss Zuckenriet ist im Moment unterbrochen.
Bemerkenswert ist auch die gut erhaltene Dachkonstruktion.
Der Haupteingang des mittelalterlich rekonstruierten Schlosses.
Die 1476 angebaute Schlosskapelle wird in den ursprünglichen Zustand zurückgeführt.
Die Aussenmauern sind bis 1,5 Meter dick.
Prachtvoller Kachelofen in der Bibliothek.
Das grosse Bohlenzimmer präsentiert sich bereits in wohnlichem Zustand.
Im Bohlenzimmer steht ein weiterer nachgebauter Kachelofen.
Die Schmiedewerkstatt wird zur Herstellung von Türschlössern und Beschlägen genutzt.

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