FÜR DIE SCHÖNSTEN HECKEN: EIN KÖNIG FÜR DIE ARTENVIELFALT

Der Erhalt der Biodiversität hat sich zu einem zentralen Thema der Umweltpolitik entwickelt. Einen wichtigen Beitrag dazu leisten Hecken. Sie sind in den letzten Jahrzehnten aus dem Landschaftsbild verschwunden. Umso wichtiger ist ihr Schutz. Umweltorganisationen und der Bauernverband kürten am Wochenende mit Unterstützung des Kantons die schönsten Hecken in den nördlichen Gebieten St. Gallens. Sieger der ersten Heckenmeisterschaft wurden Marcel und Luzia Neff aus Lömmenschwil mit einer gepachteten Parzelle in Wittenbach.


(Martin Arnold) Nach der erfolgreichen Durchführung diverser Wiesenmeisterschaften kreierte der WWF St. Gallen nach dem entsprechenden Vorbild die erste Heckenmeisterschaft der Schweiz.

Nach dem Erstellen eines Kriterienkataloges nahm eine Fachgruppe die 49 Hecken, die von 30 Betrieben angemeldet wurden, unter die Lupe. Danach lag es an der Jury, unter den sechs besten die Reihenfolge zu entschieden. In der Jury vertreten waren neben dem WWF Pro Natura, der St. Galler Bauernverband, und ein Vertreter des Amtes für Jagd- und Fischerei des Kantons, sowie dem Landwirtschaftlichen Zentrum Salez. Organisator und WWF Vorstandsmitglied Alfred Brülisauer sagte bei der Preisverleihung am Samstag vor rund hundert Gästen in Gossau: „Die Entscheidung war extrem knapp. Die ersten sechs Plätze lagen sehr dicht beieinander.“

Regierungsrat Bruno Damann betonte in seiner Ansprache die Bedeutung der Biodiversität: „Der Kanton St. Gallen hat dies früh erkannt und schon vor dem Bund eine entsprechende Strategie formuliert.“ Deshalb fördere man auch Hecken, die nicht nur schön fürs Auge seien, sondern einer Vielzahl Tierarten Unterschlupf böten.

Fredi Mosberger, Vorstandsmitglied im St. Galler Bauernverband betonte, dass Hecken ein gutes Beispiel dafür seien, dass sich Lebensmittelproduktion und Ökologie nicht widersprechen müssten. Freilich gibt es bei der Qualität der Hecken Unterschiede. Entscheidende Kriterien für die Jury waren die Länge der Hecke, ihre Breite und die darin vorhandene Artenvielfalt. Ausserdem beeinflusst auch die Grösse eines entsprechenden Krautsaumes – man könnte ihn auch Pufferzone nennen – die Dynamik innerhalb einer Hecke. Ein weiteres Kriterium ist die Frage, wie gut eine Hecke in ihrer Umgebung vernetzt ist.

Die Jury prämierte zwei fünfte Plätze. Die Preisträger heissen Johannes Sutter und Felix Urschler.

Johannes Sutter ist Betriebsleiter im Sonderschulinternat Hemberg. Deshalb pflegt er seine Hecke nicht selten mit Hilfe von Kindern und Jugendlichen. Sie ist 120 Meter lang und mit 26 Arten besonders vielfältig.

Felix Urschlers Hecke ist mit 260 Metern mehr als doppelt so lang. Sie liegt in Waldkrich ist gut vernetzt und ziert als Uferbewuchs ein murmelndes Bächlein.

Der viertplatzierte Peter Zahner pflegt ebenfalls in Waldkirch eine 400 Meter lange Hecke. Die Pflanzen sind durchschnittlich höher, als jene der Hecken der Mitbewerber, sodass man sie fast als Baumhecke bezeichnen könnte. Das Gelände ist gut vernetzt. In der Hecke wachsen Wildfrüchte wie Mispeln, aus denen Zahner eine Marmelade macht.

Andreas Boschung bewirtschaftet mit seiner Frau Regula den Gutsbetrieb von Schloss Watt in Mörschwil. „Mit Unterstützung seines Bruders Markus sind auf den 50 Hektaren bewirtschafteten Landes inzwischen rund 20 Hecken gepflanzt worden“, lobte der Biodiversitätsverantwortliche im WWF Regiobüro, Martin Zimmermann. Ausgezeichnet mit dem 3. Preis wurden Boschungs aber für eine um die Ufer eines Weihers wachsende Hecke mit einer beeindruckenden Grösse und Artenvielfalt. Der leidenschaftliche Ornithologe Markus Boschung zählte schon 70 Vogelarten, wovon zwischen 20 und 30 hier brüten.

Ohne den Lauf der Geschichte und ihre traurige Entwicklung zur Hitler-Diktatur gäbe es die Hecke von Arnold Dürlewanger in Thal möglicherweise nicht. Denn in der Hecke steht eine heute noch funktionstaugliche Panzersperre in einem Gelände, das einst der Armee gehörte. Die Sperre besteht aus unzähligen Betonklötzen verhindert eine vernünftige Landwirtschaft. Die Klötze sind aber ideal, um das Rückgrat einer beeindruckenden Hecke zu bilden. Es war eine Bedingung der Armee, auch noch eine grosszügige Pufferzone zu erhalten. „Deshalb haben wir am frühen Morgen eine strukturreiche und gut vernetzten Hecke gesehen, von der ich überzeugt war, dass sie weit vorne landen würde“, erklärte Jury-Mitglied Fredi Louis bei der Verleihung des 2. Preises.

Sieger der ersten Heckenmeisterschaft wurden Marcel und Luzia Neff aus Lömmenschwil mit einer gepachteten Parzelle in Wittenbach. Sie dürfen wie die Zweit- und Drittplatzierten bei einem Ballonflug ihre Hecken von oben sehen, während die anderen Prämierten einen Gutschein bei der Landi erhielten. Mit Hilfe des Grundbesitzers Wendelin Aepli wachsen in der Siegerhecke schon seit 40 Jahren die entsprechenden Pflanzen. In ihrer Laudatio erinnerte sich Pia Hollenstein von Pro Natura an ihre eigene Jugend. „Damals begrenzten Hecken ein Grundstück. Heute sind sie ein Landschaftselement.“ Ein besonders geglücktes Element stehe in Wittenbach am Sitterufer. Für Pia Hollenstein besticht die prämierte Hecke „durch grosse Artenvielfalt durch ihre Struktur und ihre Schönheit.“


 

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