(JG) Anlässlich der Hauptversammlung 2019 vom 20. Mai 2019 im Schloss Oberberg kam es an der Spitze der CVP Gossau-Arnegg zu einem Führungswechsel und zu einer Ergänzung des Vorstands. Ruth Lehner wurde als Nachfolgerin von Elmar Hardegger zur Präsidentin gekürt und Leandra Heim ebenso einstimmig als neues Vorstandsmitglied gewählt. In einem zweiten Teil referierte Lokalhistoriker Karl Schmuki mit spannenden, teils überraschenden Ausführungen über die Entwicklung der Gossauer Parteienlandschaft im 20. Jahrhundert.
Nach dem Begrüssungs-Apéro führte Elmar Hardegger souverän und speditiv durch die Versammlung, blickte zurück auf die Aktivitäten der letzten Monate und dankte allen Amtsträgern, Vorstandskollegen und Mitglliedern für die erfolgreiche Zusammenarbeit, insbesondere dem letztjährigen Parlamentspräsidenten Markus Mauchle.
Im Rahmen der ordentlichen Traktanden wurden die Statuten auf den neusten Stand gebracht und Finanzchef Markus Frei erläuterte ebenfalls Rechnung 2018 und Budget 2019. Fraktionschef Reto Mock gab einen konzisen Überblick über die Parlamentsgeschäfte, die sich im Sinne der CVP gut entwickelten.
Mehr Frauenpower
Beim Traktandum Wahlen kam es zum bereits erwähnten Stabswechsel im Präsidium. Elmar Hardegger gab sein „sehr geschätztes“ Amt nach zwei Jahren wieder ab, weil er in der Zwischenzeit ins Gossauer Parlament nachgerückt war und dort auch gleich das GPK-Präsidium übernommen hatte. Mit Schulrätin Ruth Lehner wurde ein bisheriges Vorstandsmitglied an die Spitze gewählt. Ergänzt wurde der Vorstand zudem mit Leandra Heim, ganz im Sinne der gewünschten Verjüngung und der zu stärkenden weiblichen Kräfte. In gobo bestätigt wurden die bisherigen, im Amt verbleibenden Vorstandsmitglieder Helen Alder, Patrick Mauchle, Florian Scherrer, Martin Pfister, Markus Frei und Ralph Lehner.
Abgerundet wurde die Hauptversammlung mit der Vorstellung des Jahresprogramms durch Patrick Mauchle und mit der Ehrung des abtretenden Präsidenten Elmar Hardegger durch Florian Scherrer, seines Zeichens Vizepräsident der CVP Gossau-Arnegg und Präsident der Regionalpartei CVP St.Gallen-Gossau.
Martin Looser dankt und motiviert
Den Dank für die grossartige Unterstützung des Wahlkampfs von Beni Würth und den gewonnenen Abstimmungen vom letzten Sonntag überbrachte Dr. Martin Looser als Vertreter des Kantonalvorstands. Er informierte über die geplanten Aktionen für die National- und Ständeratswahlen vom 20. Oktober 2019 und zeigte sich selbstbewusst und voll ansteckender Vorfreude „auf den nächsten Streich der Winner-Partei CVP“.
Beim Apéro im Schloss Oberberg wurde man nicht nur sehr freundlich bedient, es bot sich auch Gelegenheit zur Diskussion.
Karl Schmuki: „Die heutige orange Wand war einst eine schwarze Perle“
Mit spannenden Ankedoten und Zitaten gelang es Lokalhistoriker Karl Schmuki im zweiten Teil des Abends, die Teilnehmenden zu fesseln. Er gab einen Überblick über Entwicklung der Parteienlandschaft im Gossau des 20. Jahrhunderts.
Kurzclip mit Ausschnitt des Referats von Karl Schmuki
Lokalhistoriker Karl Schmuki referiert über Parteienlandschaft
Lokalhistoriker Karl Schmuki referierte an HV der CVP Gossau-Arnegg vom 20. Mai 2019 im Schloss Oberberg über die "Gossauer Parteienlandschaft im 20. Jahrhundert*CVP Gossau-Arnegg CVP Kanton St.Gallen – das Original der Mitte. Schloss Oberberg
Gepostet von gossau24.ch am Montag, 20. Mai 2019
Aus den Ausführungen von Karl Schmuki (nicht vollständig):
Spielen heute mit FLIG und SVP zwei neue Parteien eine starke Rolle, war es bis in die 1990er-Jahre die CVP, bzw. deren Vorgängerparteien, die dominierten. Gossau war bekannt als erzkonservatives Zentrum, als „schwarze Perle im Fürstenland“. In der Zeit vor der Einführung des Stadtparlaments war die Bürgerversammlung (in der Andreaskirche stattfindend) die legislative Kraft und die Exekutive hiess Gemeinderat. In diesem war die CVP in der Regel mit 6 von 9 Mitgliedern vertreten. Der katholische Pfarrer war gleichzeitig auch Schulratspräsident.
Die Liberalen/FDP hatten einen Stimmenanteil von ca. 25% und die SP hatte grosse Mühe sich im erzkonservativen Gossau zu etablieren, weil die Arbeitnehmer sich grossenteils in der CSP, einer Gruppe innerhalb der CVP gut aufgehoben fühlten. In der Regel kam die SP bei Wahlen auf einen Anteil von rund 10%. Ab 1966 gab es auch eine Sektion des Landesrings der Unabhängigen, der sogenannten „Migros-Partei“.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatten die drei Parteien eigene Sprachrohre: die CVP den „Fürstenländer“ und später die Regionalausgabe „Fürstenlander & Untertoggenburger“ der Tageszeitung „Die Ostschweiz“, die FDP die „Gossauer Zeitung“ aus dem Volksfreund-Verlag in Flawil und die SP die „Volksstimme“ aus St.Gallen.
Neben den Parteien spielten zwei Vereine eine besondere Rolle. Zum einen die der CVP nahestehende „Donnerstagia“ und zum zweiten die der FDP nahestehende „Mittwochsgesellschaft“. Hier wurden im kleinen Kreis politische Entscheide vorbereitet und vorgespurt.
Vor und während des Zweiten Weltkriegs gab es auch eine Nationale Front, die Hitler für einen grossen Staatsmann hielt. Der Gaurat des Gau Gossau tagte jeweils im Schloss Oberberg. In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs verlor die Nationale Front an Bedeutung.