Andreas Bischof, Leiter Berufsbildung Bühler AG: „Wir gehen den Weg vom einfachen, standardisierten zum individualisierten, modularen Denken, Lernen und Arbeiten.“
(JG) Lucas Keel, Präsident der Vereinigung der Gemeindepräsidentinnen und Gemeindepräsidenten der Region Wil-Gossau, hatte namens der Vereinigung die eigenen Mitglieder, die St.Galler Kantonsräte sowie Wirtschafts- und Medienvertreter am 14. Januar 2020 ins BZWU eingeladen.
Die Zukunft der Berufsbildung stand dabei im Zentrum von Referaten und eines spannenden Rundgang. Um die Modernisierung von Lehr- und Lernmethoden auch auf politischer Ebene voranzutreiben, wurde eine Art „Learning for Future“-Bewegung lanciert, die auch eine Bündelung der Ausbildungsangebote in Kompetenzzentren fordert.
Eine gute Basis und spannende, innovative Ansätze
Die Berufsbildung hat gerade in der Ostschweiz einen sehr guten Ruf. Hervorragende Resultate an SwissSkills- und WorldSkills-Veranstaltungen stellen dies regelmässig unter Beweis. Der starke Wandel durch die Globalisierung und die Digitalisierung hat in verschiedenen Lebensbereichen Konsequenzen. Ganz besonders gilt dies für die gewachsenen Ansprüche im Berufsleben und damit auch in der Berufsausbildung. Damit diese aufgrund veralteter Methoden und obsoleter Lehrpläne nicht der Entwicklung hinterherhinkt, sind schon zahlreiche spannende Projekte in Vorbereitung oder bereits umgesetzt. Dies gilt insbesondere für eine Reihe von Projekten des BZWU (Berufs- und Weiterbildungszentrum Wil-Uzwil), der Bühler AG und des Vereins KV4.0.
BZWU-Rektor Marco Frauchiger zeigte auf, dass die Lehr- und Lernmethoden dringend modernisiert werden müssen. Bildung soll zudem Freude machen und zu Höchstleistungen motivieren, indem Timing, Inhalte und Methoden den Schülerinnen und Schülern angepasst werden und vernetztes Denken und Arbeiten ermöglicht wird.
Andreas Bischof, Leiter Berufsbildung der Bühler AG, machte klar, dass Firmen wie Bühler nicht warten können, bis die staatliche Berufsbildung den Ansprüchen gerecht wird. Im Gegenteil, Bühler gehe mit Innovationen bei der Ausbildung voran, damit genügend kompetente und marktfähige Mitarbeitende zur Verfügung stehen. Arbeiten in internationalen und berufsübergreifenden Teams werde immer wichtiger. Auch die Berufsausbildung müsse modularer werden.
Beat Bollinger, Vorsitzender der Bankleitung der Raiffeisenbank Wil, stellte das Projekt KV 4.0 vor. Die kaufmännische Ausbildung werde mit diesem Angebot wesentlich attraktiver. Dauert eine KV-Lehre in der Regel drei Jahre, wird sie bei KV 4.0 nach zwei Jahren durch ein Zwischenjahr erweitert. In diesem Zwischenjahr erhalten die Lernenden u. a. durch einen „Seitenwechsel“ die Chance, eine andere Branche kennen zu lernen. Weiter stehen eigene Projekte und ein Sprach- und Arbeitsaufenthalt in England auf dem Programm. Die ersten 20 KV 4.0-Lernenden starten im August ihre Lehre.
Rundgang: moderne Lernlandschaften
Ein Rundgang gab anschliessend Einblick in verschiedene Angebote von zukunftsträchtigen Ansätzen wie der „Classroom unlimited“ (Unterricht mit Teilnehmenden aus der ganzen Welt), erste Ansätze von Virtual Reality-Lernmitteln sowie eine Reihe von modernen Lernumgebungen, die das theoretisch Gelernte direkt und im Gesamtzusammenhang praktisch testen und üben lassen.